Kulturelle Bildung

 

Schulleben am SGB

Die kulturelle Bildung am Städtischen Gymnasium Bergkamen hat sich voll und ganz dem Motto „Wir leben Vielfalt durch Kultur“ verschrieben. Kultur ist nach unserer Auffassung ein dynamisches Konstrukt, das davon lebt, dass alle an ihr Beteiligten sich kreativ in den Gestaltungsprozess einbringen. Kulturelle Bildung umfasst dabei nach unserem Verständnis sowohl die klassischen Aspekte ästhetisch-künstlerischen Schaffens, das sich in musikalischen, bildnerisch-darstellerischen oder literarischen Produkten ausdrückt, aber auch die politisch-kulturelle Bildung im Sinne der Gestaltung einer aktiv gelebten Erinnerungskultur und der Verbindung von Kultur und Demokratieerziehung.

Bei der Gestaltung der verschiedenen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Angebote zur kulturellen Bildung orientieren wir uns an diesen Leitsätzen:

Vielfalt lässt Kultur wachsen:

Wir sehen die individuellen Erfahrungen, sozio-kulturellen Hintergründe und Talente jeder und jedes einzelnen als wichtige Ressource (oder als wichtigen Schatz?) nicht nur für die Gestaltung individueller künstlerischer Werke, sondern auch für die Erschaffung gemeinsamer künstlerischer Produkte. Dazu kann die gemeinsame Gestaltung eines Kunstwerkes im Schulgebäude, die Vorbereitung einer Theateraufführung oder das Proben für ein großes Konzert gehören.

Kultur lässt Vielfalt wachsen:

Die Freude an den gemeinsam gestalteten künstlerischen Produkten ist am Städtischen Gymnasium Bergkamen ein wichtiges Element für die Entstehung des schulischen Zusammenhaltes. Regelmäßige Veranstaltungen wie unsere mehrmals jährlich stattfindenden Konzerte, die Präsentation der Texte von Schüler:innen im Rahmen literarischer Nachmittage, die Teilnahme der verschiedenen Theatergruppen am Theaterfestival Lünen oder auch die Gestaltung des Rahmenprogramms bei Stolpersteinverlegungen durch die Anti-Rassismus -AG tragen dazu bei, dass schulische Gemeinschaft aktiv gelebt wird und Schüler:innen sich darüber hinaus in das kulturelle Leben der Stadt einbringen können.

Kultur erwächst aus Geschichte:

Kultur unterliegt nach unserem Verständnis einem stetigen Wandel. Das bedeutet, dass jede und jeder einzelne aktiv an der Gestaltung und Veränderung von Kultur mitwirkt. Gleichzeitig sind wir aber durch die kulturellen Erfahrungen geprägt, die unser Umfeld uns mitgegeben hat. Somit bilden die geschichtlich gewachsenen kulturellen Zusammenhänge den Ausgangspunkt für die Entstehung neuer kultureller Ausdrucksformen, die wir kreieren.

Das Leben einer aktiven Erinnerungskultur leistet deshalb aus unserer Sicht einen wichtigen Beitrag dazu, sich die eigenen kulturellen Prägungen vor Augen zu führen und auf dieser Grundlage aktiv und selbstreflexiv handeln zu können. Dieser Aspekt ist ein wichtiges Bindeglied zwischen historischer Bildung, kultureller Bildung und Demokratieerziehung. Nur das selbst-bewusste Subjekt kann den Schatz der eigenen kulturellen Prägung aktiv und gezielt zur Gestaltung neuer individueller Ausdrucksformen nutzen. Außerdem ist jede und jeder einzelne mit den persönlichen Einstellungen und Haltungen ausschlaggebend für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Deshalb versuchen wir, die Arbeit an geschichtlich orientierten Projekten so auszugestalten, dass sie dazu dienen, kreative Produkte auf der Basis von Hintergrundwissen zu erstellen. Daraus erwächst dann ein Beitrag zur Ausbildung individueller Haltungen und ein Produkt, das gemeinschaftlich genutzt werden kann.

Beispiele für unsere Arbeit in diesem Bereich sind Gestaltung einer Website als „Antifaschistischer Stadtführer Bergkamen“ in Kooperation zwischen der Anti-Rassismus AG und dem Stadtarchivar oder die geplante Gestaltung eines virtuellen Rundgangs durch die Römerzeit in Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei und dem Stadtmuseum.

Sparten und Bereiche

 

Bereich Musik

Das Städtische Gymnasium Bergkamen bietet seit dem Schuljahr 2011/12 eine besondere Profilklasse für musikalisch besonders interessierte Schüler: innen an, nämlich die Orchesterklasse. In dieser Klasse hat jedes Kind die Chance, im Rahmen des schulischen Musikunterrichts und in Kooperation mit der Musikschule Bergkamen während der Erprobungsstufe ein Orchesterinstrument seiner Wahl im Klassenverband neu zu erlernen bzw. bereits erworbene Fähigkeiten auf einem Orchesterinstrument (z.B. mit JeKits) weiter auszubauen. Diese Schüler: innen wachsen spätestens nach zwei Jahren in das B-Orchester des Bachkreises Bergkamen hinein.

Der Bachkreis Bergkamen ist seit 54 Jahren das Jugendsinfonieorchester des Städtischen Gymnasiums Bergkamen. Hinter diesem Namen verbergen sich zwei eigenständige Jugendsinfonieorchester – das B- und das A-Orchester – mit jeweils ca. 50 Schülerinnen und Schülern im Alter von 10 bis 20 Jahren. Immer wieder stoßen aber auch Schüler aus benachbarten Schulen und Gemeinden zu den Orchestergruppen. Regelmäßige Konzerte in Bergkamen und den Nachbarstädten (Frühjahrs-, Herbst-und Weihnachtskonzerte) zeugen von einer regen Tätigkeit, die das Ziel einer musikalischen und somit auch intensiven persönlichen Bildung junger Menschen hat. In jeweils zweimal pro Woche stattfindenden Proben werden die Schülerinnen und Schüler während der Register- und Tuttiphasen, die vom Schulpersonal durchgeführt werden, auf das zeitintensive und spieltechnisch anspruchsvolle Konzertleben vorbereitet. Die instrumentaltechnischen Voraussetzungen erwerben die Schülerinnen und Schüler in den von der Städtischen Musikschule Bergkamen durchgeführten Einzelstunden. Bei den Konzerten erleben die Schüler: innen, wie Musik zwischen ihnen, den Besuchern, aber vor allem der Stadtgesellschaft verbindet, denn viele dieser Konzerte stehen unter der Schirmherrschaft des Bergkamener Bürgermeisters oder des Landrates des Kreises Unna. Darüber hinaus werden in diesen Konzerten die Vertreter: innen von Kreis, Stadt und Verwaltung als Ehrengäste begrüßt. Eine weitere wichtige Verbindung für die Schüler: innen des Gymnasiums stellte die im Schuljahr 2017/18 getroffene Kooperation zwischen dem Städtischen Gymnasium Bergkamen und der Neuen Philharmonie Westfalen mit dem Ziel einer Musikvermittlung dar. Diese Kontakte bestehen über das Schuljahr 17/18 noch weiterhin.

In seiner über 50-jährigen Geschichte reiste der Bachkreis Bergkamen immer wieder ins europäische und auch außereuropäische Ausland, um als Botschafter der Musik neben der künstlerischen vor allem auch die menschliche Begegnung und Bereicherung zu suchen. Einige dieser Projekte (2001 in China, 1. Besuch eines chinesischen Orchesters in Bergkamen in 2003, Gegenbesuch in China 2004, 2009 Besuch beim Tabakov-Blasorchester in Moskau, Gegenbesuch der Russen in Bergkamen ebenfalls 2009, Teilnahme am „megahertz-Festival“ in Linz 2009, Besuch beim „Orquesta Concordia“ in Asuncion, Paraguay 2011, Besuch der Deutschen Schulen in Lima/Peru und zuletzt im vergangenen Mai 2023 in Sevilla/Spanien) wurden vom Förderverein des Bachkreises und bei einigen Projekten vom Goethe-Institut bisher dankenswerterweise unterstützt.

Die Schüler: innen der Orchester wählen in jedem Schuljahr eine Vertretung ihrer Gruppe – den Orchesterrat, der partizipativ nicht nur in die Entscheidungen und Belange der Orchestergruppen einbezogen wird, sondern darüber hinaus den Bachkreis-Förderverein bei seiner organisatorischen Arbeit unterstützt.
Neben den beiden Orchestern des Bachkreises bietet das Städtische Gymnasium eine vokalpraktische Ausbildung sowohl im Unterstufenchor der Klassen 5 und 6 als auch im Oberstufenchor an. Diese beiden Ensembles nehmen ebenfalls an den oben geschilderten Schulkonzerten teil.

Da sowohl das A-Orchester als auch der Oberstufenchor im Rahmen der Kurswahlen in der gymnasialen Oberstufe als vokal- bzw. instrumentalpraktischer Kurs angewählt werden können, haben die Schüler: innen die Möglichkeit, ihre aktive musikpraktische Arbeit in das Abitur einzubringen.

Bereich Literatur

Im Bereich der Literatur geht es uns darum, Lesemotivation, -kompetenz und -freude zu fördern und dadurch das Interesse an Literatur zu wecken.

Ein ganz zentraler Partner dabei ist die Stadtbücherei und mit ihr unsere Schulbücherei, die traditionell als Dependance der Stadtbücherei geführt wird und die ein Selbstlernzentrum für die Schüler:innen beherbergt, das ihnen einen Rückzugsraum für Recherchen, für das freie Lesen oder für das Verfassen von Texten liefert.
Der Prozess der konzeptionellen Weiterentwicklung ist nicht abgeschlossen, sondern wird von uns als Schulgemeinde gezielt vorangetrieben. So wird z.B. die Schulbücherei seit dem Schuljahr 2022/23 unter aktiver Mitwirkung der Schüler:innen umgestaltet. In die Planung und Umsetzung sind die interessierten Schüler:innen zentral und vorrangig eingebunden. Dies umfasst in der äußeren und inhaltlichen Gestaltung die Bestandserneuerung der Bücher unter besonderer Berücksichtigung der Interessen der Schüler:innen, aber auch ihrer Bedarfe zur Unterstützung selbständigen Arbeitens, was sich auch räumlich in der Einteilung in eine Unterhaltungsbücherei für die Sek I und eine Fachbücherei für die Sek II zeigt. Dazu gehört aber auch die organisatorische Gestaltung des Lernraums mit der Neuaufteilung der Kategorien, Neugestaltung der Präsentation oder das Erstellen der Beschilderung durch Schüler:innen. Dies wird um die räumliche Neugestaltung durch die Beschaffung neuen Mobiliars, den Bau von Palettenmöbel und das Erstellen dekorativer Elemente im Rahmen der Projekttage ergänzt und um die Nutzung der Bücherei als Ausstellungsfläche für Produkte aus dem Kunstunterricht erweitert.

Alle Schüler:innen erhalten in der fünften Klasse einen Leseausweis. Dieser kann für die Schulbücherei und die Stadtbücherei genutzt werden. In der 6. Klasse besuchen die Schüler:innen Stadtbücherei. In der Oberstufe leiten Mitarbeiter:innen der Stadtbücherei Workshops zur Gestaltung der obligatorischen Facharbeit, sodass auch insbesondere Online-Ressourcen der Stadtbücherei noch einmal in den Blick geraten. Da die Schulbücherei wochentags geöffnet hat, ist sie ein fester Bestandteil unseres Schulalltags – für individuelles Lesefutter wie für Unterricht außerhalb des Klassenzimmers.

Im Rahmen der Media Lab AG teilen die Schüler:innen Leseerlebnisse und erstellen kreative digitale Produkte auf deren Grundlage, die sie wiederum ihren Mitschüler:innen zugänglich machen, sei es in Form von Kahoot!-Beträgen, veröffentlichten Texten oder Texten für Schaukästen. In eine ähnliche Richtung geht der gerade entstehende Leseclub. In ihm treffen sich interessierte Fünft- und Sechstklässler, die z.B. Buchrezensionen in Form von Podcasts erstellen, um sie ihren Mitschüler:innen aus den Parallelklassen und jüngeren Klassen zugänglich zu machen. In beiden Fällen hoffen wir, noch schlafende Leselust durch gelebte Lesefreude zu wecken.

Der Austausch und die Auseinandersetzung mit Literatur setzen wir aber natürlich nicht nur digital um. So ist es ein Ziel, aus dem Unterricht erwachsene Produkte den Parallelklassen vorzuführen und so eine Bühne zu schaffen. Damit sind zum einen Theateraufführungen gemeint, zum anderen aber auch andere Inszenierungen. So hat im aktuellen Schuljahr eine gesamte siebte Stufe Balladen inszeniert und präsentiert und die Schüler:innen der Erprobungsstufe haben ihre „Leserollen“ im Rahmen eines Vorleseprojektes präsentiert werden. Auch der jährlich stattfindende Vorlesewettbewerb ist fester Bestandteil unseres Konzeptes zur Leseförderung.

Einen festen Platz bei der Erstellung und Präsentation eigener literarischer Produkte übernimmt der Literaturkurs „Kreatives Schreiben“. In ihm schreiben Oberstufenschüler:innen eigene literarische Texte und lassen uns als Schulgemeinde und weitere Interessierte in Form eines gemeinsamen Printprodukts oder in Gestalt eines literarischen Nachmittags daran teilhaben.

Ebenfalls schon seit einigen Jahren ist in den neunten Klassen die Teilnahme am Wettbewerb „Jugend debattiert“ und die Förderung einer entsprechenden Debattenkultur verankert. Mit Blick auf die Bedeutung diskursiver Auseinandersetzung haben wir dies bewusst für die gesamte Stufe konzeptionell festgelegt und nicht nur als eine AG, wobei auch im Rahmen der Projekttage z.B. auch jüngere Schüler:innen die Möglichkeit haben, sich im Streitgespräch zu erproben.

Bereich historisch-politische Bildung

Seit mehreren Jahren schon lädt ein Regionalhistoriker unsere neunten Klassen zu einem Stadtrundgang zu der unmittelbaren Nachkriegszeit vor Ort in Bergkamen ein. Diesen Zugang wollten unserer Schüler:innen ausbauen und haben die Biparcours-App genutzt und mithilfe seiner Quellen und Informationen einen Parcours, also eine Art digitalen Rundgang zur „Geschichte Bergkamens 1945“ erstellt.

Bereich Schulsozialarbeit:

 

Projekt Kulturcafé

Das Kulturcafé soll als Ort der Begegnung für alle Schüler*innen dienen, um einen engen Austausch und gemeinsame Aktivitäten zu fördern. Das Konzept des Kulturcafés versteht sich als ein präventives Angebot, da das soziale Miteinander an der Schule gefördert und ein positives Schulklima geschaffen wird. Im Rahmen der Projekttage im Februar haben Schülergruppen bereits erste Konzeptionen erarbeitet und kreative Ideen zur konkreten Umsetzung des Begegnungsortes vorgestellt. Eine beständige Schülergruppe von ca. 10 Personen soll in Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeiterin die organisatorischen Abläufe planen. Durch die partizipatorische Teilhabe der Schüler*innen in den Planungsprozess wird ihnen die Möglichkeit gegeben, sich frei zu entfalten, ihre Wünsche einzubringen und eine demokratische Bildung zu ermöglichen. Die Anregungen und Ideen der Teilnehmenden werden durch Interessenbekundungen und Rückmeldungen ebenfalls berücksichtigt. Das Kulturcafé soll verschiedene Angebote wie Koch-Nachmittage, Spielnachmittage, Events und Workshops im musischen sowie künstlerischen Bereich anbieten. Aktuell befindet sich das Projekt in der Planungsphase. Wir hoffen mit Ihrer Unterstützung einen Begegnungsort auf die Beine zu stellen, an dem kulturelle Hintergründe reflektiert und vielfältige Kompetenzen gefördert werden können.